Marino Marinari und Giuseppe Pardelli

Ich heiße Flora Del Chicca und bin die Frau von Renzo Marinari, dem Sohn von Marino Marinari, der in Eichenberg verstorben ist. Wir nehmen seit vielen jahren an den Gedenkveranstaltungen im Mai teil.

Beide wurden zusammen mit dem Sohn von Giuseppe Pardelli während einer Razzia in Pisa im August 2944 verhaftet und nach Kahla deportiert, um für die Reimahg zu arbeiten. Wir wissen nicht, wann sie in Kahla ankamen. Wir wissen, dass Marino Marinari im Januar 1945 in Eichenberg verstorben ist, und dass Giuseppe Pardelli im Februar 1945 verstorben ist und in Kahla begraben wurde. Der einzige Überlebende ist der Sohn von Giuseppe Pardelli, der 16-jährige Sveno, der nach der Befreiung in sehr schlechtem Gesundheitszustand nach Hause zurückkehrte. Er wollte nie über seine furchtbaren Erlebnisse sprechen, nicht mal mit meinem Mann Renzo Marinari, seinem Cousin, der natürlich etwas über seinen Vater wissen wollte. Er hat es vorgezogen zu schweigen. Meine Schwiegermutter, die Frau von Marino Marinari, blieb mit zwei kleinen Kindern (Sergio und Renzo), die sie ernähren musste, allein.

Der jüngere Sohn, Renzo, hat seinen Vater praktisch nie kennengelernt, denn als dieser deportiert wurde, war er 10 Monate alt. Er hat in anderen Männern, bspw. seinem Opa, mit dem er acht Jahre zusammengelebt hat, immer eine Vaterfigur gesucht. Seine Suche nach dem Vater hat etwas Frieden gefunden dank eines Videos, das ein Kollege vom Gedenkstein für die verstorbenen Italiener auf dem Friedhof in Kahla gedreht hat.

Im Juli 1999 waren wir endlich selbst in Kahla und haben den Gedenkstein besucht. Als wir den Friedhof verließen, haben wir eine Frau getroffen (die wir dann bei den Gedenkveranstaltungen in den letzten Jahren wiedergetroffen haben), und mit Hilfe von Englisch konnten wir uns verständigen. So haben wir erfahren, dass jedes Jahr Anfang Mai eine große Gedenkveranstaltung im Leubengrund stattfindet, aber sie hat uns nicht das Datum gesagt, oder wir haben es nicht verstanden.

Die beiden folgenden Jahre waren wir immer Anfang Mai in Kahla, haben es aber nie geschafft, in den Tagen der Gedenkveranstaltung da zu sein. Im dritten Jahr haben wir vor der Rückfahrt einen Herrn aus Arcevia (aus der Region Marche in Italien) getroffen, Enzo Carboni mit seiner Frau Giuseppina, der uns erzählte, dass er gekommen war, um an der Gedenkveranstaltung teilzunehmen. In Kahla ist sein Bruder Luigi verstorben.

Enzo Carboni (der seltsamerweise beim Gedenken immer vergessen wird) war für uns Italiener direkt oder indirekt sehr wichtig, weil er uns gezeigt hat, wo unsere Lieben gestore sind und beerdigt worden. Wir werden ihm immer dankbar sein. (Jetzt wo er bei seinem geliebten Bruder ist, können sie endlich glücklich zusammen sein.)

Enzo hatte direkt nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung begonnen zu recherchieren, wo sei Bruder begraben sein könnte. Seit unserer zufälligen Begegnung war er es – bis dann die Briefe vom Saale-Holzland-Kreis eintrafen – der uns Bescheid gab, wann die Gedenkveranstaltungen stattfanden, und so haben wir begonnen, bei jedem Gedenken dabei zu sein. Durch die Recherchen von Enzo Carboni haben wir erfahren, dass Marino Marinari im Lager E gearbeitet hat und in Eichenberg und nicht in Kahla gestorben ist und dass Giuseppe Pardelli in Kahla begraben ist

Während der Gedenkveranstaltungen haben wir Menschen kennengelernt, die wie wir ohne Unterstützung irgendeiner Vereinigung oder Gemeinde kamen. Mit ihnen verbindet uns eine tiefe Freundschaft, die auch abseits der Zeit des Gedenkens besteht. Wir haben Überlebende kennengelernt, darunter Balilla Bolognesi und Ermanno Falcioni, die uns berichtet haben, wie ihr Leben im Lager war. Das ist die positive Seite inmitten dieser unermesslichen Tragödie des Zweiten Weltkrieges und der Deporation in die Konzentrationslager.

Wir hoffen, dass wir auch weiterhin an den Gedenkveranstaltungen teilnehmen können, damit diese weiter durchgeführt werden und die Bedeutung der Erinnerung verdeutlichen, und damit diese Tragödie niemals vergessen wird. Wir wollen nicht, dass diese Geschichte mit der Zeit in Vergessenheit gerät und ein Schleier über die Geschehnisse gelegt wird. Die Menschheit hat die Lektion noch immer nicht gelernt; ähnliche Tragödien wiederholen sich auch heute noch. Deswegen ist es wichtig, am Gedenken teilzunehmen (auch wenn das für uns immer schwieriger wird) und die Erinnerung an diese tragische Vergangenheit, die tausenden Menschen das Leben kostete und den Familien so großen Schmerz bereitete, an die jüngeren Generationen weiterzugeben.

Danke

Flora und Renzo

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