Grußwort Gedenkkultur am Walpersberg – Oberbürgermeister der Stadt Schorndorf Matthias Klopfer

Die Stadt Schorndorf ist bereits seit 1991, also seit nunmehr 30 Jahren, partnerschaftlich mit Kahla verbunden. Eine Städtepartnerschaft bedeutet, sowohl freud- als auch leidvolle Momente miteinander zu teilen. Das jährliche Gedenken an die Zwangsarbeiter des NS-Rüstungswerks REIMAHG im Walpersberg bei Kahla gehört zu den leidvollen Anlässen. Doch umso wichtiger ist es, das Leid der Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkriegs unter menschenunwürdigen Bedingungen im Rüstungswerk im Walpersberg arbeiten mussten, niemals zu vergessen. Wir müssen immer wieder neu betonen, dass sich diese Schreckensereignisse nie wieder wiederholen dürfen. Die Einrichtung der Gedenk-Webseite und die vielen Gruß- und Videobotschaften aus unterschiedlichen Ländern zeigen, wie betroffen die Anteilnehmenden sind. Diese Webseite bietet die Möglichkeit, an die Zwangsarbeiter und deren Angehörige zu erinnern, auch wenn aufgrund der Corona-Pandemie keine Gedenkfeier vor Ort abgehalten werden kann und erweitert zudem die Erinnerungskultur vom analogen in den digitalen Raum. Auch ich möchte mich am Gedenken zum 76. Jahrestag der Befreiung des Zwangsarbeiterlagers am Walpersberg am 13. April 1945 beteiligen.

In Schorndorf hatten wir ebenfalls fast 700 Zwangsarbeiter. Im Herbst letzten Jahres haben wir auf dem Alten Friedhof die Grabstätten osteuropäischer Zwangsarbeiter erneuert und ihrer gedacht.

In den Jahren 2014, 2016 und 2019 habe ich als Oberbürgermeister der Stadt Schorndorf an den Gedenkfeiern in unserer französischen Partnerstadt Tulle anlässlich des „Drame de Tulle“ am 9. Juni 1944 teilgenommen. Dort hat die SS-Division „Das Reich“ ein furchtbares Verbrechen an der Zivilbevölkerung dieser beschaulichen Kleinstadt in Südwestfrankreich begangen. 99 Männer wurden an Laternenmasten und Balkonen erhängt, weitere 200 Männer wurden nach Dachau deportiert. Nur einen Tag später, am 10. Juni 1944 verübte dieselbe SS-Division das beispiellose Massaker in Oradour-sur-Glane, bei welchem das gesamte Dorf zerstört und nahezu die gesamte Bevölkerung (über 630 Männer, Frauen und Kinder) ausgelöscht und ermordet wurde.

Gerade in Zeiten, in denen Fremdenhass und Antisemitismus in Deutschland wieder aufflammen, müssen wir uns in Erinnerung rufen, was diese Ideologien anrichten. Für gegenwärtige und zukünftige Generationen gilt, dass die Erinnerung daran nie erlöschen darf und wir aus den Geschehnissen lernen müssen.

Ich danke dem Förderverein Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V. und dem Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e.V. für die Einrichtung der Webseite und die dadurch andauernde Erinnerung, das Bewusstmachen sowie das Erforschen der Geschehnisse rund um den Walpersberg.

In ehrendem Gedenken und partnerschaftlichem Gruß

Matthias Klopfer
Oberbürgermeister der Stadt Schorndorf

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