Prof. Dr. Dietger Niederwieser, Honorarkonsul Thüringen und Bezirk Leipzig/Chemnitz

Erinnerung an die Opfer der REIMAHG

Als allererstes möchte ich den Vereinen „Mahn- und Gedenkstätte Walpersberg e.V.” und “Geschichts- und Forschungsverein Walpersberg e.V.” im Namen der Republik Italiens und der kommissarischen italienischen Botschafterin, Ministerin Alessandra Molina für die Einladung zum Jahrestag der Befreiung des Kriegsgefangenenlagers danken. Ich möchte aber auch beiden Stiftungen für die intensiven und jahrelangen Tätigkeiten zur Erinnerung an die schrecklichen Vorkommnisse von damals meine Hochachtung aussprechen.

Viele der Opfer, die wir heute würdigen, verließen mit falschen Versprechungen, aber auch gezwungenermaßen oder als Gefangene Ihre Heimat, um die Freiheit ihres Landes zu verteidigen und ohne zu wissen welche Torturen Sie erwarteten.

Heute, nach 76 Jahren, betrachten wir die jährliche Gedenkfeier als ein besonderes Zeichen der Versöhnung befreundeter Völker und eine Stärkung jenes Gedankens, der aus den Trümmern des zweiten Weltkrieges zur Gründung der Europäischen Union geführt haben. Dies gilt umso mehr in einer Zeit in der einerseits die meisten Zeugen der Barbareien von damals nicht mehr am Leben sind und andererseits unser „gemeinsames Haus“ vor gewaltigen Herausforderungen steht.

Wir dürfen nicht vergessen, dass es diese Prinzipien waren, die unseren Ländern den längsten Frieden und das höchste Maß an Wohlstand, Freiheit und Selbstentfaltung ermöglicht haben, die unser Kontinent je erfahren hat. Deshalb ist es besonders wichtig, dass auch in Zukunft diese Werte und diese Errungenschaften verteidigt werden. Sowohl durch die Erinnerung dessen, was gewesen ist, als auch durch unseren täglichen Einsatz und Wachsamkeit. 

Bei der Erinnerung dieser Errungenschaft wende ich mich vor allem an die jungen Menschen, an diejenigen, die die Vorkommnisse des zweiten Weltkriegs nicht persönlich erlebt haben, sondern durch die Erzählungen und Zeugnisse der älteren Menschen, die oft Mitglieder ihrer Familie sind. Euch, die nicht nur als italienische Bürger, sondern auch als Bürger der Europäischen Union geboren wurden, liegt die Verantwortung, daran zu erinnern und die Lehren, die aus diesen Erinnerungen gezogen werden können, in Tat umzusetzen, mit dem Bewusstsein, dass der Frieden wertvoll ist und er oft mit einer zu hohen Kost durchgesetzt wurde.

Wir schulden es den Opfern, denen wir heute gedenken, und wir schulden es uns selbst. Aber vor allem schulden wir es denen, die nach uns kommen. In der Hoffnung, dass Ihnen erspart bleibe, was den Gefangenen, die wir heute ehren, widerfahren ist.

Vielen Dank. Prof. Dr. Dietger Niederwieser, Honorarkonsul Thüringen und Bezirk Leipzig/Chemnitz

Helfen Sie mit die Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Teilen Sie diesen Beitrag in den sozialen Medien. Vielen Dank!